Montag, 12. November 2007

just go ahead, go away.....

..... war das letzte was der syrische grenzer zu mir sagte.....


blog-parade zollgeschichten


..... falki hat dazu aufgefordert erlebnisse mit dem zoll oder zöllner niederzuschreiben, diesem aufruf folge ich gerne.....:


..... es war anfang der achtziger jahre des letzten jahrtausends, meine wenigkeit is' damals noch als lkw-fahrer im internationalen fernverkehr unterwegs gewesen, die wirtschaft boomte zwar ned gerade, aber die transport-branche hatte genug zu tun.....
..... so wurden acht fahrer, mitsamt ihren sattelzügen, angeheuert, um technische anlagen von hier, respektive einem grossen produktions-werk im aargau, in den saudi zu karren.....
..... die ladung benötigte allerlei zusätzliche bewilligungen, da sie erstens schwer und zweitens überlang und überbreit war.....
..... dies war kein problem, die zuständigen beim hersteller hatten alle bewilligungen eingeholt und auf diesem wege auch gleich die route festgelegt, welche zwar in meinen augen einen umweg darstellte, denn aufgrund der übergrossen ladung durften wir ned durch den gotthard und mussten über süd-deutschland, österreich, das damals noch existente yugoslawien, rumänien in die türkey.....
..... dort durften wir vier tage pause einlegen, weil bei einem auflieger eine achse gebrochen war und unsere anweisungen waren klar, wir mussten im konvoi bleiben, sprich wenn einer nimmer fahren kann so bleiben alle stehen.....
..... zudem war vom auftraggeber sowieso in der türkey eine pause von zwei tagen geplant gewesen, nur an einem anderen ort, im stile eines "point of no return", denn mit den saudis war ausgehandelt worden, dass diese die ganze anlage im voraus zu zahlen hätten, was diese aber nicht wollten und darum das gegenangebot unterbreitet hatten zu zahlen, wenn der konvoi unterwegs sei.....

..... die kaputte achse war nach vier tagen geflickt, wir fuhren weiter.....

..... von der türkey richtung jordanien und syrien, für welche man damals als schweizer ein visum gebraucht hat, selbst wenn man nur das land durchqueren, also transit, wollte.....
..... und dies wär' mir fast zum verhängnis geworden.....
..... nicht dass ich kein visum ned gehabt hätt', die sind auch vom auftraggeber beschafft worden, einreisen durfte ich auch in syrien ohne probleme.....
..... bei der ausreise hab' ich einen kleinen moment ned aufgepasst und unglücklicherweise hab' ich mir ned den richtigen meiner drei pässe gegriffen um diesen mit den frachtpapieren dem zoll zum abstempeln zu geben.....
..... manch einer wird sich nun fragen weshalb ich drei pässe hab', das is' schnell erklärt, durch meinen vater bin ich schweizer, durch meine mutter bin ich ire und ungeschickterweise bin ich auf einem flecken boden geboren, der sich zu den verunreinigten staaten der amerikanerei zählt, welches in ihrer verfassung ja festhält, dass wer auf amerikanischem boden geboren wird auch automatisch amerikaner is'.....
..... nun denn, das transit-visum war auf den schweizer pass ausgestellt gewesen, ich hab' mir aber den irischen pass gegriffen und hab' ihn mit den frachtpapieren dem zöllner gegeben.....
..... als der nach mehrmaligem durchblättern keinen einreisestempel gefunden hat schnauzte der mich an, dass ich illegal in syrien gewesen sei, dies auch noch in einem sehr gebrochenen englisch, welches alleine mir schon genügt hätt' mich scheckig zu lachen, was ich aber ned tat.....
..... bin ich also zurück zu meinem lkw draussen auf dem platz gedackelt, hab' mir den pass gegriffen und bin zurück in's zollbüro, zum zöllner, der meinem irischen pass noch in den händen hielt.....
..... mit einem bösen blick quittierte der zöllner dass ich einen weiteren pass unter seine augen hielt und der blick wurde noch böser als er den pass genauer ansah, denn damals waren die usa ned gerade die besten freunde syriens und ich depp hab' mir ungeschickterweise meinen amerikanischen pass gegriffen.....
..... mit spitzen fingern, so als würd' er in einem hundehaufen wühlen müssen, blätterte der nicht mehr so nette herr vom syrischen zoll nun diesen pass durch, in welchem er aber leider auch keinen einreisestempel finden konnte.....

..... und englisch wollte er auch nimmer reden.....

..... etwa fünf minuten hat der gute mann in syrisch auf mich eingeredet, der stimmlage konnt' ich entnehmen dass es wohl ned gerade die freundlichsten worte waren.....
..... darauf folgte eine wartezeit von einer stunde und obschon ich versuchte den grenzer anzusprechen, er gab mir keine andere antwort als "only sit there".....
..... ich wollte aufstehen und den dritten, den schweizer pass beim lkw holen, aber ich bin noch ned recht auf den füssen gewesen höhrte ich schon so ein metallisches klacken hinter meinem rücken und ein weiterer uniformierter, dieser aber in tarnfleck, schob sich in mein sichtfeld und grinste mich mit einer maschinenpistole an.....

..... da setzt man sich gerne wieder hin.....

..... nach der warterei, welche, wenn man einer syrischen wanduhr in einem zollbüro trauen darf, eine knappe stunde dauerte, kam ein älterer herr, auch in uniform, aber gala, in's büro.....
..... sein handzeichen dass ich schweigend sitzen soll war unmissverständlich.....
..... er besah sich die frachtpapiere und meinen irischen und amerikanischen pass in aller ruhe sehr genau, welche ihm vom nicht mehr so netten zollfritzen gereicht wurden.....
..... dann sprach er mich in einem fast akzentfreien englisch an und wollte wissen weshalb in meinen pässen kein einreisestempel zu finden sei.....
..... ich versuchte ihm nun zu erklären, dass ich drei staatsbürgerschaften hab' und der einreisestempel im dritten pass, im schweizer pass sei, und ich einfach nur ungeschickterweise die anderen pässe vorgezeigt hätt'.....
..... unter begleitung von zwei tarnfleck-uniformen mit maschinenpistolen durfte ich zum lkw um den dritten pass zu holen, der ganze konvoi und im speziellen mein lkw waren von einer gruppe soldaten umstellt.....
..... zurück im zollbüro wurde der schweizer pass genaustens unter die lupe genommen.....
..... von vorne bis hinten durchgeblättert.....
..... auf meine nachfrage ob's denn nun okay sei und ob wir weiter fahren könnten wurde nur gesagt das noch zu warten sei, man warte noch auf einen experten.....

..... und der kam nach etwa einer weiteren stunde.....

..... und hatte eine mittelprächtige schwarze holzkiste mit dabei mit allerlei utensilien, uv-lampen, und weiteres technisches gerät, die er wohl brauchte um meine pässe auf echtheit zu prüfen.....
..... diese tests dauerten eine halbe stunde und mit einem kurzen, fast resigniereden kopfnicken bescheinigte der experte meinen pässen echtheit, kramte seinen plunder zusammen und schlich sich wieder.....
..... was folgte war eine diskussion zwischen dem zöllner in olivgrün und wahrscheinlich seinem chef in gala, die ich leider ned verstand da sie in syrisch vonstatten ging.....

..... danach verliess die galauniform das büro.....

..... der nun doch sehr mürrische zöllner in olivgrüner uniform zog eine schublade in seinem schreibtisch auf, nahm einen stempel hervor, spuckte auf die stempelfläche und haute den stempel dann in meinem schweizer pass, dass das kleine teeglas auf dem tisch hochsprang und umkippte.....
..... mit einer rüden geste händigte er mir dann einzeln erst die frachtpapiere, dann den schweizer, anschliessend den irischen pass aus, den amerikanischen warf er verächtlich einfach in richtung der tür und grummelte mich an.....:

"..... just go ahead, go away.....!!!"

1 Kommentar:

  1. ganz geile zollgeschichte! - das sind so momente, wo mensch nicht mehr so ruhig bleibt... wenn mensch in gewehrläufe schaut, dann ist die sache ernst. ich kenne dieses gefühl aus eigener erfahrung, obwohl es bei mir nur um eine strassensperre im norden von thailand ging. die haben damals nach illegalen holzfällern gesucht als wir mit unserem jeep vorbeifuhren.

    danke für deinen beitrag!

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