Sonntag, 9. Dezember 2007

Chaoten und Werden


..... dies ist ein gast-beitrag von Yoda, den er anlässlich seiner 500-Tage-Wordpress-BlogTour für mich verfasst hat.....



Schon Albert Einstein soll gesagt haben: „Nichts kann existieren ohne Ordnung - nichts kann entstehen ohne Chaos.“ So gesehen braucht jedes Ding, das sich manifestieren will, zunächst ein Chaos, um sich überhaupt herausbilden zu können. Wir versuchen in unserer modernen Gesellschaft und Wirtschaft genau das Gegenteil, weil uns das Chaos vielleicht Unsicherheit oder Angst hervorbringen mag. Wir wollen kein Chaos; alles soll fein säuberlich nach einem Plan ablaufen, nichts darf unbeabsichtigt geschehen und soll sich innerhalb der Planken unseres Intellekts bewegen. Ist etwas nicht planbar, ist es nicht ausführbar. Soweit sind wir mittlerweile.

Dabei könnten wir unser Leben um sehr Vieles bereichern, wenn wir in den richtigen Momenten das Chaos zulassen würden. Das Entscheidende daran ist allerdings, dass das Wählen des richtigen Momentes eben genau das Chaos wiederum ausschliesst. Deswegen dürften wir viel gewinnen, wenn wir etwas mehr - nicht viel, bloss ein klein wenig - auf unseren Bauch, auf unser Herz und auf das, was in uns schlummert und über einen unermesslichen Erfahrungsschatz verfügt, hören würden. Und wollen wir jene Stimme hören, setzt das eben Chaos voraus.

Auf wikipedia konnte ich folgende Passage zum Thema Chaos finden:

„In der Theogonie des griechischen Dichters Hesiod (ca. 700 v. Chr.) ist das Chaos der Urzustand der Welt: „Wahrlich, zuerst entstand das Chaos und später die Erde...“ (Vers 116). Das Chaos besitzt in diesem Mythos Ähnlichkeit mit dem Nichts und der Leere.“

Das Chaos dürfen wir also mit dem Nichts, der Leere verbinden, also dem Zustand, der dem Sein am nächsten kommt. Denn in jenem Zustand, in dem wir nach nichts verlangen, einfach sein können und keine Begehren mehr nacheifern, haben wir den direkten Zugriff auf jene Ressourcen, die uns einst mitgegeben wurden in die Welt der Trennung. So meine ich, dass im Chaos sich die Spontanität und Kreativität in den höchsten Formen manifestieren können.

Wollen wir, dass etwas wird, so dürfen wir mit Sicherheit auf unsere Ressourcen vertrauen und in einer ersten Phase einfach mal das Chaos rennen lassen. Brainstorming nennen das moderne Menschen. Aber auch dort versucht man bereits, eine Ordnung in den Gehirnsturm zu bringen, was dem Chaos einen Abbruch verlangt. Könnten wir doch bloss ein bisschen mehr loslassen, einfach mal etwas so lassen, wir es laufen will. Wir haben auch so noch eine riesige Halde an Möglichkeiten, unsere Pseudopläne auszuprobieren und unsere Egos damit zu befriedigen.

Deswegen spreche ich mich für das Sein des Chaos aus und wünsche mir, dass ich es öfters leben lassen kann. Es behindert nicht, es setzt nichts ausser Kraft, es bietet nur ein bisschen Freiheit, von der wir ohnehin keine mehr haben. Darum meine ich, dass Chaoten eine Bereicherung für unsere Gesellschaft sind. Man mag sie als Narren bezeichnen, aber in Wirklichkeit sind sie die Substanz der Entwicklung. Möge er sich noch lange im Chaos bewegen und Werdendes werden lassen; unser in der wunderschönen Ostschweiz lebender Kopfchaos!

1 Kommentar:

  1. Yoda wie er allseits geschätzt wird. Ich darf mich dem Artikel anschließen. Und vielleicht ergänzen dass man sich üblicherweise besonders vor den Leuten hüten sollte die sich selbst als 'normal' bezeichnen. Oder den Menschen die danach streben unbedingt so zu sein wie alle anderen. Oder den Hammeln die sich einem gesellschaftlichen Glauben unterordnen um dadurch 'normal' zu sein. Wirklich Neues und Kreatives kann nur entstehen wenn mensch eigene Wege geht. Auch gegen Gegenwind. Dabei weiter viel Glück dem Blogherrn :)

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